…“ Offenbar ist Dümlings Kunst nahe an der Struktur eines Musikstücks“…

Jörg Eberhard zur Eröffnung 2001

…..“Brigitte Dümling tritt mit ihrer Kunst in die Mitte der malerisch-grafischen Darstellungsmöglich-keiten.  Ursprünglich Zeichnerin, ist ihr durch das Zeichnen die Malerei zugewachsen und nun befindet sie sich an einem Punkt, wo man sagen kann, sie nutze jeweils- nach den Erfordernissen des Bildes- die Zeichnung als Standbein, die Malerei als Spielbein und umgekehrt. Bei Brigitte Dümling kann Zeichnung Flächen so öffnen, beziehungsweise auf dem Zeichengrund solche Orte fixieren, daß das pure Papier nicht nur in Bildlicht und Bildraum verwandelt wird, sondern auch als Farbe wahrnehmbar wird, die dann mit malerischen Mitteln weiter differenziert wird. Umgekehrt ist der malerische Farbauftrag immer so an die Bewegung von Hand und Körper gebunden, daß die Farbe sich im Anblick geradezu von der Gestik ihrer Textur abtrennt und zum Körper der ihr immer innewohnenden Zeichnung wird. Auf ihre Weise treibt die Künstlerin sowohl Malerei wie Zeichnung an  Grenzen ihrer sinnvollen Verwendung. Nie werden Farbflächen ausgebreitet; dagegen werden die Farben in einer oft extremen Kürze vorgetragen. Der Pinsel trifft die Leinwand genau an der richtigen Stelle und hinterläßt einen Fleck, der in sich ein flächiges Ausdehnungsvermögen besitzt, das B.D. aber nicht entfaltet…
Offenbar ist Dümlings Kunst nahe an der Struktur eines Musikstücks. Farbtöne, Intensitäten und Ausdehnungen werden in der sichtbar bleibenden Zeit des Malaktes zu einem zusammenhängenden Ganzen organisiert. Es ist, als tauche das Malstück aus der erlebten Zeit vor seiner Entstehung auf, entfalte seine Möglichkeiten für unsere Sinne und entziehe sich wieder in einen unserer Wahrnehmung abgewendeten Bereich. Das Erspüren von Pfaden in der eigenen Vorstellungskraft ist ein wichtiges Element in der Bildfindung von B.D.  Deshalb malt sie oft Wochen an einem Bild, um durch Zeitgewinn einer sich auf Nebenwegen verlierenden Imagination zuvorzukommen … Diese Malereien haben trotz ihrer Vielschichtigkeit eine überraschende Durchsicht vom Anfang bis zum  Ende….“
Auszug aus Eröffnungsrede – Einzelausstellung: Goldenbaum, Düsseldorf am 28.1.2001 Jörg Eberhard (Maler, Prof. Folkwang-Hochschule, Essen)

Alle Texte >>