„... Gesichter der Erde...“

Dr. Walter J. Hofmann
Text zur Einzelausstellung der Deutschen Bank Düsseldorf-Benrath, 1986

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Von Landschaft hat Brigitte Dümling eine so besondere Auffassung, daß die übliche Bezeichnung sehr wenig besagt. Landschaft lebt bei ihr auf einem winzigen Tisch genauso wie in den mächtigen Zügen der Gebirge. Landschaft wird für sie alles, woraus Geschehenes sich lesen läßt, woraus die Wirklichkeit des Vergangenen nachklingt.
Landschaft ist Erinnerung, Teller und Gläser, die von einer Mahlzeit blieben, erinnern an verflogene Gespräche, geballte Hügel, über die der Sturm gegangen ist, rufen das Schicksal der Erde in Erinnerung. Kleines wie Großes teilt dieses Schicksal, und das Bild einer solchen Landschaft entsteht immer dort, wo schon etwas gewesen war, wo etwas in die Dinge hinüberfloß und weiterwirkt.
Landschaft speichert manchmal die Kräfte, die in sie hineinströmen, als mächtiger Widerstand, als Riesenmal aufeinander geschichteter Massen. Häufig läßt sie ihr Inneres sehen, wo Klumpiges lagert und noch geheime Räume sich bilden.
Manchmal ist Landschaft aber auch ausgeliefert, ein Opfer der Elemente, die über sie hinwegbrausen, die Erde zerreißen und ihr Bild zum Schauplatz turbulenter, unaufhörlicher Änderung machen.
Diese Landschaften sind Gesichter der Erde, sind Blicke in ungeheuerliche Räume ober und unter ihrer Oberfläche, sind innen und außen und sind doch nur die Spuren, die den Dingen im Raum die Zeit hinterließ.
Text zur Einzelausstellung in der Deutschen Bank Düsseldorf-Benrath, Titel: „Landschaftschau“, 1986 Dr. Walter J. Hofmann (Prof. für Kunstgeschichte Kunstakademie Düsseldorf)

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